Photovoltaik auf wertvollen Ackerböden

In der letzten Sitzung des Wertheimer OV von B90/Die Grünen wurde ausführlich das Thema Photovoltaik (PV) auf wertvollen Ackerböden diskutiert. Anlass waren Planung und Beschlüsse zur Erweiterung der Anlage „Ernsthof“. Der OV ist sich einig, dass der Ausbau der erneuerbaren Energien in BW keinen Aufschub duldet. 2020 war nach Angaben der Landesregierung der Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung im Land bei Wind 6,8%, bei Wasser 9,4 %, bei PV 14,3%. Im selben Jahr mussten aber aus anderen Bundesländern ca. 60 % des benötigten Stroms importiert werden. Schon von daher besteht dringender Handlungsbedarf. Das Regierungsprogramm der neuen Landesregierung sieht u.a. eine Solarpflicht für alle neuen Gebäude und bei Dachsanierung vor, sowie die Nutzung von Freiflächen entlang der Autobahnen, auf Bahnstrecken, auf stillgelegten Deponien und Parkplätzen. Allerdings bezieht das Regierungspräsidium im Fall „Ernsthof“ klar Stellung bei der Frage der Nutzung wertvoller Ackerböden, hier auf Böden der Vorrangstufe 1, also „landwirtschaftlich beste Flächen“. Die Erzeugung von Lebensmitteln durch die  regionale Landwirtschaft muss demnach gegen die Erzeugung von Strom abgewogen werden. In der landwirtschaftlichen Forschung etwa der Uni Hohenheim zeichnen sich aber durchaus Lösungsmöglichkeiten des Dilemmas ab, indem die Anlagen so gestaltet werden, dass darunter landwirtschaftliche Nutzung möglich ist. Bei manchen Kulturen sind die Erträge in sehr heißen Sommern sogar höher. Wir bedauern, dass dieser Lösungsansatz bisher nicht im Gemeinderat diskutiert wurde und dem Investor entsprechende Auflagen vorgeschrieben wurden.

Bei der geplanten Anlage am Schafhof in Reicholzheim zeichnet sich eine ähnliche Entwicklung ab. Dort soll eine Anlage auf einer Fläche von 35 ha wieder auf gutem Ackerboden gebaut werden, wogegen sich der Reicholzheimer Ortschaftsrat wendet, vor allem wegen der Beeinträchtigung des Kulturguts Bronnbach und der aufwendigen Anschlussmöglichkeit der Anlage. Hierzu steht ein Beschluss der kommunalen Gremien noch aus. Die Gemeinderatsfraktion von B90/Die Grünen hat kürzlich den Antrag gestellt, die für Solaranlagen sinnvollen Flächen auf unserer Gemarkung in einem Kataster zu erfassen. Dies hätte der erste Schritt vor einer Bewilligung einer Anlage sein müssen. Die dringende Notwendigkeit des Ausbaus regenerativer Energien steht nicht in Frage. Die Berücksichtigung anderer Belange, wie die Produktion regionaler Lebensmittel muss aber beachtet werden, vor allem wenn es eine Vielzahl besser geeigneter Flächen gibt, die auch eine höhere Aktzeptanz bei der Bevölkerung hätten.

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