Regenwassernutzer zahlen doppelt
Zisternenbetreiber kritisierten die aktuelle Gebührenerhebung
Dörlesberg. Die aktuelle Wertheimer Situation hinsichtlich der Gebührenerhebung für Toilettenspülwasser aus Zisternen war Thema einer Diskussion, die von der Ortsgruppe der Grünen im Gasthaus „Stern“ in Dörlesberg veranstaltet wurde. Vorsitzender Hugo Linder hieß als Ansprechpartner und Redner Willi Walz aus Külsheim, Protagonist und Vorkämpfer für Zisternen, Gerhard Benz, stellvertretender Vorsitzender des Bundes Naturschutz (Bund) Wertheim, Grünen-Stadtrat Richard Diehm, den ehemaligen Grünen-Stadtrat Jürgen Walter und Helmut Wießner, Chef des städtischen Eigenbetriebes Abwasser, willkommen.
Wesentlicher Streitpunkt war die Absicht der Stadt, Zisternennutzer künftig entweder nach ihrer tatsächlichen Nutzmenge im Haushalt über eingebauten Zähler oder per pauschale Abwassergebühren in der üblichen Höhe von 2,14 Euro pro Kubikmeter zu belangen. Bisher musste für Zisternenwasser, das Toilettenspülungen speist, keine Gebühren gezahlt werden. Im Publikum saßen vornehmlich Kritiker der städtischen Pläne, so dass Helmut Wießner zeitweise einen schweren Stand hatte.
Nachdem der Wertheimer Gemeinderat in seiner Tagung in Dertingen unter nahezu 100 Einsparpunkten auch die 13 000 Euro gestrichen hatte, die bisher jährlich von der Stadt an den Eigenbetrieb Abwasser im Hinblick auf die Existenz der Zisternen gezahlt wurden, sah sich der Eigenbetrieb in die Lage versetzt, die nicht mehr zur Disposition stehenden Erstattungen entsprechend dem Gleichheitsprinzip über die zisternengespeiste Toilettenspülung zu finanzieren.
Die Kritiker wandten dagegen ein, dass sie nun zur Kasse gebeten würden, obwohl durch sie keine zusätzlichen Kosten
entstünden, einzig um die in Rede stehenden 13 000 Euro pro Jahr aufzufangen. Somit würden sie für den ökologischen
Gedanken und die Entlastung der Kanalisation bestraft. Amortisieren werde sich solch eine Anlage also um so weniger, was viele potenzielle Zisternenbauer womöglich abschrecken werde. Da das anfallende Regenwasser ohnehin bei der Berechnung der Abwassergebühr zugrunde liege, zahlten Regenwassernutzer jetzt zweimal, obwohl sie die Kanalisation entlasteten.
Ein Diskussionsteilnehmer wandte ein, er habe damals sogar auf die 500 Mark Subvention der Stadt verzichtet, einzig um mit seiner Anlage dem ökologischen Gedanken Rechnung zu tragen und Wasser zu sparen, das ja gemeinhin als „unser kostbarstes Lebensmittel“ gerühmt werde. Ein anderer Zisternenbesitzer erklärte, dass er sich von den Befürwortern von Zisternen einst bessere Aufklärung hinsichtlich der Installation gewünscht hätte. Für viele Zisternenbesitzer gebe es jetzt das Problem, die
Leitung zur Gartenbewässerung von der zur Toilettenspülung für einen separaten Zähler zu trennen. bd
Quelle: © Fränkische Nachrichten – 28.06.2005
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Zur Ehrlichkeit geraten
Wer genutzte Zisterne nicht meldet begeht Ordnungswidrigkeit
Dörlesberg. Im Lauf der Diskussion bei den Grünen über die Gebührenerhebung für Toilettenspülung aus der Zisterne (siehe weiteren Bericht) wurde auch deutlich, dass in Zukunft in Wertheim wohl verstärkt über Grundstücksentwässerung mittels Versickerung geredet werden wird. Helmut Wießner vom städtischen Eigenbetrieb Abwasser erklärte hierzu, grundsätzlich prüfe die Stadt bei der Erschließung von Neubaugebieten, ob und inwiefern dies machbar sei.
Selbstverständlich dürfe entwässert werden, beantwortete er eine Frage, doch häufig sprächen Geologie und Gelände dagegen. Hinsichtlich der kritisierten „Cleverle-Methoden“ einiger Zeitgenossen, statt offizieller Zisternen lieber großdimensionierte oberirdische Behälter aufzustellen oder ihre Zisternen zu verheimlichen und Abwassergebühren zu sparen, riet Wießner zur Ehrlichkeit.
Nachdem eine Meldepflicht herrsche, auf die auch bei der nächsten Abrechnung deutlich hingewiesen werden solle, bestehe bei Nichtbeachtung eine Ordnungswidrigkeit, die den Zisternennutzer über ein Bußgeld sicher teuer zu stehen komme. Derzeit seien 181 Zisternen bei der Stadt gemeldet.
Wer keinen städtischen Wasserzähler eingebaut haben wolle, könne theoretisch auch einen aus dem Baumarkt nutzen.
Dieser müsse aber zwingend geeicht sein. Wießner riet zum städtischen, für den jährlich rund 13 Euro Miete anfielen, während von den Veranstaltern und seitens des Publikums für denselben Preis ein billiger Baumarktzähler favorisiert wurde, der dann einige Jahre genutzt werde, womit diese Lösung billiger ausfalle. Die zählerfreie Pauschale von 13 angenommenen Kubikmetern pro Kopf und Jahr hielten viele als zu hoch angesetzt, zumal in mehrköpfigen Haushalten und bei Verwendung
von Spartasten an der Wasserspülung.
Helmut Wießner versprach eine passable Lösung für Problemfälle, bei denen umfangreiche installatorische Arbeiten auszuführen seien. Nach der Einführungsphase werde es kaum mehr nennenswerten verwalterischen Aufwand geben, war er sich des Sinnes der Abwassereinforderung auch für Zisternennutzer sicher. bd
Quelle: © Fränkische Nachrichten – 28.06.2005