Richard Diehm im Gespräch mit der IG „Kraftwerksgegner Maintal“

OV-Sitzung mit der IG „Kraftwerksgegner Maintal“

Zu seiner jüngsten Sitzung am vergangenen Donnerstag konnte der Wertheimer Ortsverband von Bündnis 90/Die Grünen Gerhard Rüster und Thomas Brunner von der Interessengemeinschaft (IG) „Kraftwerksgegner Maintal“ begrüßen, die ihre Hauptkritikpunkte an dem geplanten Bau des Gas- und Dampfturbinenkraftwerks im Bestenheider Industriegebiet erläuterten.

Ein Kraftwerk dieser Größe sei an dem geplanten Standort völlig ungeeignet und sowohl für die Umwelt und das Klima im Maintal, als auch für die Gesundheit der Bürgerinnen und Bürger höchst bedenklich, zumal ein Großteil der dabei anfallenden Wärme ungenutzt bleibe. Mit einer angestrebten Leistung von 400 Megawatt sei das geplante Kraftwerk eines der größten seiner Art in Europa. Es soll aus mehreren Gebäuden mit Höhen bis zu 38 m und Längen bis zu 82 m bestehen. Weiterhin sei ein Schornstein mit einer Höhe von ca. 80 m geplant. Ein solches Bauwerk würde das Landschaftsbild des Maintals nachteilig verändern, so die Vertreter der IG.

Besorgniserregend seien aber besonders die Emissionen des Kraftwerks. Nach Angaben der IG müsse von einem jährlichen CO2-Ausstoß zwischen 984.200 und 1.640.000 Tonnen ausgegangen werden. Bei der Menge der ausgestoßenen Stickoxide müsse man mit 164 bis 1204 Tonnen pro Jahr rechnen. Durch die im Industriegebiet in Bestenheid ebenfalls ansässige Firma Johns Manville Europe GmbH, Werk Schuller GmbH, würden bereits seit Jahren grenzwertige Schadstoffemissionen verursacht. Von einer Wechselwirkung mit den Schuller-Industrieabgasen sei auszugehen. Es entstehe eine Bindung der Luftschadstoffe durch den Wasserdampf, der von dem Kraftwerk in großen Mengen freigesetzt werde. Dies führe zu einer verstärkten Gesundheitsbelastung für die Anwohner, sowie zu einer Belastung des Klimas im Maintal, da ein genügender Luftausstausch im Talkessel nicht möglich sei.

Grünen-Stadtrat Richard Diehm warnte vor einem voreiligen Abschluss des Optionsvertrages mit der Südweststrom Kraftwerk GmbH.

Erneut wurde kritisiert wie unsensibel und vorschnell man in Wertheim neuerdings mit wichtigen Entscheidungen umginge, die gerade auch für die Bevölkerung von großer Bedeutung seien.
Zu glauben den Informationsbedarf der Bevölkerung durch die Vorstellung dieses Großprojekts im Stadtteilbeirat in Bestenheid und im Ortschaftsrat Grünenwört ausreichend gedeckt zu haben, sei höchst fragwürdig. Es sei in den letzten Tagen deutlich geworden, dass den meisten Bürgerinnen und Bürgern die Tragweite des Vorhabens erst langsam bewusst wird und die Bevölkerung sich zu informieren beginnt. Deshalb fordern die Wertheimer Grünen die Stadtverwaltung auf, eine zentrale Informationsveranstaltung z. B. in der Main-Tauber-Halle zu organisieren. Die Befürchtungen der IG, dass der Bau des Kraftwerks enorme Folgen für Gesundheit, Umwelt und Klima im Maintal habe, dürfe man nicht mit Schweigen zu übergehen versuchen. Hierzu müssten Expertenmeinungen gehört werden. Vorher dürfe im Gemeinderat keine Entscheidung gefällt werden.

Nähere Informationen zur Interessengemeinschaft „Kraftwerksgegner Maintal“ finden sie auf deren Homepage.

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Bericht von GRÜNEN-Mitglied Hans Müller-Rodenbach

Das Treffen des Wertheimer Ortsverbandes von Bündnis 90/Die Grünen am 4.5.06 stand ganz im Zeichen des geplanten Gas- und Dampfkraftwerks in Bestenheid. Für nähere Informationen standen zwei kompetente Vertreter der Interessengemeinschaft „Kraftwerksgegner Maintal“ als Gäste Rede und Antwort: Gerhard Rüster (Gemeinderat) und Thomas Brunner, beide aus Hasloch.

Die Hauptbedenken der Kraftwerksgegner liegen darin, dass sich der Schadstoffausstoß der Firma Schuller mit dem des Kraftwerks summiert.
Nach eigenen Berechnungen der IG betragen die Belastungen aus der Glas- und Filterfaserproduktion ca. 80 t pro Jahr. Es handelt sich dabei. um giftige Substanzen wie Formaldehyd, Phenole, Amoniak, Flourkohlenwasserstoffe und Chlorkohlenwasserstoffe.
Luftmessungen der Firma Schuller in Hasloch und Bestenheid,, die in Spitzenwerten Vergleichszahlen von Großstädten weit übertreffen, lägen dem Haslocher Gemeinderat vor.
Hier tauchte die Frage auf, warum der Wertheimer Gemeinderat darüber bisher offensichtlich nicht informiert wurde.

Das Problem der Potenzierung der Luftbelastung bestehe vor allem darin, dass das Kraftwerk mit Kühlwasser aus dem Main die Abgase über einen Kühlturm abkühlt, wobei große Mengen von Wasserdampf entstehen, die zu einer Inversionswetterlage, besonders im Winter führen
könnten, d.h. dass sich die Schadstoffe vom Kraftwerk und von Firma Schuller unter einer Nebelglocke tage- oder wochenlang halten könnten. Das Kraftwerk selber stoße aufgrund seiner Größe(40 Megawatt, d.h. 1/3 Leistung eines Atomkraftwerks) große Mengen an Schwefel- und Stickoxiden aus, die möglicherweise durch den bis 80m hohen Kamin auch auf die Höhengemeinden auf baden-württembergischer und bayrischer Seite verteilt werden.

Die Abwärme könne sinnvoll nicht als Fernwärme genutzt werden weil es viel zu wenig Abnehmer in der Nähe gäbe. Dadurch erreiche das Kraftwerk auch nur einen sehr schlechten Wirkungsgrad von 58%. Viel sinnvoller seien dezentrale kleinere Kraftwerke mit Fernwärmenutzung, die bis zu 80% Wirkungsgrad erzielen könnten.

Die Grünen konnten die Bedenken der Kraftwerksgegner nachvollziehen, viele Fragen seien noch ungeklärt und für eine Abstimmung über einen Optionsvertrag im Gemeinderat sei es noch viel zu früh, vor allem weil man aus so einer Vorfestlegung nur schwer und unter Umständen mit finanziellen Verlusten wieder herauskäme.

Nach den vorliegenden Informationen würde der Gemeinde auch nur ein relativ geringer Gewerbesteuerertrag zukommen, allein der Grundstücksverkauf wäre interessant. Es würden auch nur ca. 25 Arbeitsplätze geschaffen.
Die Bemühungen der Südweststrom AG, ein Zusammenschluss von 40 Stadtwerken, die das Kraftwerk bauen will, werden im Prinzip positiv bewertet, weil es zu mehr Wettbewerb auf dem Stromerzeugungs- und Verteilungsmarkt kommen könnte.

Die Grünen erklärten sich nach ausführlicher Diskussion bereit, eine Verschiebung der Abstimmung auch durch Unterstützung der Unterschriftenaktion zu erreichen. Sie fordern eine neutrale Informationsveranstaltung unter Hinzuziehung von Energie- und Umweltexperten. Des Weiteren sollen die aktuellen Abgaswerte der Firma Schuller eingefordert werden.