OV-Sitzung zum geplanten Bau eines GuD-Kraftwerks in Bestenheid
Bei seiner letzten Sitzung am vergangenen Donnerstag, befasste sich der Wertheimer Ortsverband von Bündnis 90/Die Grünen mit dem geplanten Bau des Gas- und Dampfturbinenkraftwerks im Industriegebiet in Bestenheid.
Bei solchen Kraftwerken werden Gas- und Dampfturbinen kombiniert. Der Brennstoff Erdgas wird in der Brennkammer der Gasturbine entzündet. Die heißen Brenngase treiben die Gasturbine an und werden als noch sehr heiße Abgase einem nachgeschalteten Kessel zugeführt. Dieser Kessel ist meist als sog. Abhitzekessel, d.h. ohne zusätzliche Feuerung, ausgeführt. Mittels dieses Kessels wird Dampf zum Antrieb einer Dampfturbine erzeugt. Nach Angaben der Südweststrom Kraftwerk GmbH soll das geplante Kraftwerk, das auf einem 36 768 Quadratmeter großen Areal im Bestenheider Industriegebiet entstehen soll, eine Leistung von 400 Megawatt (MW) bringen. Dazu benötigt man rund 70 000 Kubikmeter Gas pro Stunde.
Positiv an dieser Art von Kraftwerken ist nach Ansicht der Grünen der vergleichsweise hohe elektrische Netto-Wirkungsgrad von über 58 Prozent. Dies bedeute eine effiziente Nutzung des Rohstoffes Erdgas. Die CO2-Emissionswerte seien bei Gas- und Dampfturbinenkraftwerken deutlich besser als bei kohlebefeuerten Anlagen, was besonders daran liege, dass Erdgas selbst relativ kohlenstoffarm sei. Weiterhin würde die Wirtschaftlichkeit für einen Betrieb solcher Anlagen sprechen und die Tatsache, dass sie eine Alternative zu den vier großen Energiemonopolisten RWE, EON, EnBW und Vattenfall darstellen und zu echtem Wettbewerb führen könnten.
Die Wertheimer Grünen wiesen jedoch auch darauf hin, dass Erdgas keine zukunftsfähige Alternative, sondern höchstens eine Zwischenlösung sein kann. Die weltweiten Gasvorkommen seien endlich. Auch würde man sich mit solchen Kraftwerken in eine Abhängigkeit von ausländischen Energiemonopolisten begeben. Dies hätten gerade erst die jüngsten Äußerungen der russischen Gasprom gezeigt, die Europa mit dem Abdrehen des Gashahns droht. Kritikwürdig an den vorliegenden Plänen der Südweststrom Kraftwerk GmbH sei auch, dass die bei der Verbrennung des Erdgases entstehende Abwärme ungenutzt bleibe. Maßnahmen der Kraft-Wärme-Kopplung wären hier sinnvoll.
Problematisch sei im vorliegenden Fall jedoch besonders die geographische Lage des geplanten Kraftwerks. Es sei zwar richtig, dass die Emissionswerte eines Gas- und Dampfturbinenkraftwerks vergleichsweise gering seien, jedoch sei es auch nicht frei von CO2-Ausstoß. Berücksichtigt werden müssten dabei natürlich auch die bereits vorhandenen Schadstoffemissionen anderer Firmen im Industriegebiet. Die Befürchtung der Interessengemeinschaft „Kraftwerksgegner Maintal“, dass sich bei mangelndem Luftaustausch im Talkessel bei entsprechenden Witterungsbedingungen tatsächlich eine Art Dunstglocke bilden könnte, müsse man ernst nehmen. Dies könnte auch erhebliche Folgen für das Klima im Maintal haben. Stadtrat Richard Diehm regte an, in dieser Frage noch vor Abschluss des Optionsvertrages ein unabhängiges Gutachten einzuholen, um hier Klarheit und Sicherheit zu schaffen. Die Kosten hierfür sollte einem die Bevölkerung links und rechts des Mains wert sein. Gegebenenfalls könnte man auch über eine Kostenteilung mit der „bayerischen Seite“ verhandeln.
Kritik übten die Grünen außerdem an der Tatsache, dass erneut ein Thema von großem öffentlichen Interesse am kommenden Donnerstag im Gemeinderat unter Ausschluss der Öffentlichkeit behandelt werden soll. Es zeuge nicht gerade von Transparenz und Bürgernähe die Bevölkerung ausgerechnet bei solchen Diskussionen auszuschließen, deren Ergebnisse die Bürgerinnen und Bürger letztlich unmittelbar und nachhaltig betreffen. Das habe man zuletzt bei der Kaufland-Ansiedlung auf dem früheren Bahnhofsgelände erlebt und jetzt bei dem geplanten Gas- und Dampfturbinenkraftwerk in Bestenheid.