30. Geburtstag: Wertheimer Ortsverband von Bündnis 90/Die Grünen feierte im Arkadensaal

Forderungen von einst heute Allgemeingut

30. Geburtstag: Wertheimer Ortsverband von Bündnis 90/Die Grünen feierte im Arkadensaal

Wertheim. Die Grünen, hiess es einmal in einem Zeitungsartikel, seien noch in jenem jugendlichen Alter, in dem man Fünf-Jahres-Schritte als kleine Jubiläen feiere. Daran hielt sich nun auch der Ortsverband Wertheim und feierte am Samstag im Arkadensaal des Rathauses 30. Geburtstag, und zwar, wie Vorsitzender Eberhard Feucht schon in seiner Begrüssung betonte, auf den Tag genau drei Jahrzehnte nach der Gründung. Mitfeiern wollten vor allem Mitglieder der „grünen Familie“. Dazu kamen einige „andersfarbige Einsprengsel“, etwa Axel Wältz (CDU) oder Markus Götz (Freie Bürger Wertheim).

Und nicht zuletzt machte auch Oberbürgermeister Stefan Mikulicz dem Ortsverband von Bündnis 90/Die Grünen, wie die Partei seit knapp 20 Jahren heisst, seine Aufwartung.

Pappkameraden: Die Kabarettgruppe „Grüne Filzläuse“ bereicherte das Programm zum 30. Geburtstag des Wertheimer Ortsverbandes von Bündnis 90/Die Grünen am Samstag im Arkadensaal. Bild: Kellner

 

Zumindest andeutungsweise machte Feucht in seiner Ansprache klar, dass es auch bei den noch vergleichsweise jungen Grünen inzwischen Nachwuchsprobleme gibt. 30 Jahre, sagte er, das gelte im Allgemeinen als ein Menschenalter und als der Zeitpunkt, an dem die nächste Generation Verantwortung übernehme. Die fehle allerdings ein wenig.

Dann beschäftigte sich der Redner mit der politischen Herkunft der Grünen und der Frage, wie „wir und die Partei uns in den 30 Jahren verändert haben“, wie politische Grundüberzeugungen modifiziert worden seien und Regierungsbeteiligungen „viel realpolitische Kompromissfähigkeit“ erfordere. Er konnte aber auch feststellen, „diese Republik ist heute eine andere als vor 30 Jahren“, viele Forderungen der Grünen seien heute Allgemeingut. Und das alles ohne den prophezeiten „Untergang des Abendlandes“.

Dann beschäftigte sich der Redner mit der politischen Herkunft der Grünen und der Frage, wie „wir und die Partei uns in den 30 Jahren verändert haben“, wie politische Grundüberzeugungen modifiziert worden seien und Regierungsbeteiligungen „viel realpolitische Kompromissfähigkeit“ erfordere. Er konnte aber auch feststellen, „diese Republik ist heute eine andere als vor 30 Jahren“, viele Forderungen der Grünen seien heute Allgemeingut. Und das alles ohne den prophezeiten „Untergang des Abendlandes“.

Vor 30 Jahren, bestätigte OB Mikulicz in seinem Grusswort, seien die Grünen noch mit Misstrauen verfolgt und nicht ganz ernst genommen worden. „Das hat sich heute geändert.“ Die Grünen seien „eine etablierte Partei geworden“, stellte er unwidersprochen fest.

Unwidersprochen deshalb, weil sie genau das eigentlich nie werden wollten, zumindest in den Anfangsjahren. Mikulicz erinnerte auch daran, dass der frühere CDU-Ministerpräsident Oettinger mit den Grünen habe koalieren wollen. „Aber er ist zurückgepfiffen worden. Wer weiss, was sonst wäre.“

Die Zusammenarbeit im Gemeinderat bezeichnete der Oberbürgermeister als „immer eine gute“. Je breiter ein Gremium aufgestellt sei, desto breiter gestalteten sich die Diskussionen. Auf Parteigrenzen schaue man vor Ort nicht. „An einem Strang zu ziehen ist immer hervorragend gelungen. Man kann sich sehr gut streiten, bleibt dabei aber immer fair.“

Mikulicz räumte ein, dass er in vielen Punkten nicht immer einer Meinung mit der Politik der von den Grünen geführten Landesregierung sei. „Das muss ich aber auch nicht sein.“ Er wünsche der Partei und dem Ortsverband, „dass Loden der einzige grüne Filz bleibt, der in der Gesellschaft eine Rolle spielt“.

Mikulicz räumte ein, dass er in vielen Punkten nicht immer einer Meinung mit der Politik der von den Grünen geführten Landesregierung sei. „Das muss ich aber auch nicht sein.“ Er wünsche der Partei und dem Ortsverband, „dass Loden der einzige grüne Filz bleibt, der in der Gesellschaft eine Rolle spielt“.

Das war es dann aber schon fast mit mehr oder weniger politischen Reden bei dieser Geburtstagsfeier. Der Betreuungsabgeordnete Harald Ebner, MdB, aus dem Wahlkreis Schwäbisch Hall/Hohenlohe und im Parlament in Berlin Sprecher der Fraktion für Gentechnik- und Bioökonomiepolitik, nahm alle später noch mit auf einen Parforceritt durch einige aus seiner Sicht wichtige Themen.

Rückblick auf drei Dekaden

Zuvor gab es einen, zweigeteilten, Rückblick in Bildern auf drei Dekaden Ortsverbandsgeschichte mit entsprechenden Anmerkungen von Eberhard Feucht und – durch Zwischenruf – einigen weiteren Gästen. Per Video grüsste Jürgen Walter aus der fernen Dominikanischen Republik und trug seine ganz eigenen, und damit speziellen, Erinnerungen an die Gründungszeit bei.

Nachdem man sich am Büffet gelabt und für die Modelleisenbahn von Hans Müller-Rodenbach kreative Stadtgestaltungsideen entwickelt hatte, sorgte die Kabaretttruppe der „Grünen Filzläuse“ aus Bad Mergentheim dafür, dass vom Ministerpräsidenten über den Verkehrsminister bis hin zum CDU-Landtagsabgeordneten aus dem Kreis die geballte politische Prominenz dem „Geburtstagskind“ ihre Aufwartung machte.

© Fränkische Nachrichten – 07. Juli 2014