Mit Rad & Bahn durchs Taubertal

Kommunalpolitische Informationsfahrt mit Bahn und Fahrrad durch den nördlichen
Main-Tauber-Kreis

Auf Einladung des Wertheimer Ortsverbands von BÜNDNIS 90 / DIE GRÜNEN trafen sich am ersten Septembersonntag bei bestem Radelwetter Radfahrerinnen und Radfahrer am Wörthplatz in Tauberbischofsheim, um sich über Projekte der Kommunalpolitik jeweils vor Ort ein Bild zu machen und sich von Ortskundigen informieren zu lassen. Die Gestaltung des Wörthplatzes am Tauberufer, die dem durchreisenden Radtouristen als Freizeitanlage erscheinen mag, ist jedoch eine Maßnahme zum Hochwasserschutz, wie die Teilnehmer von der Tauberbischofsheimer Stadträtin Gudrun Weiske erfuhren. Demgemäß wurden die Baumaßnahmen aus Mitteln des Hochwasserschutzes finanziert, der damit für die Stadt aber noch lange nicht vollständig umgesetzt ist, nachdem die Fördermittel erschöpft sind.

Verbesserungswürdige Wegweisung

Von TBB ging die Tour auf dem Taubertalradweg nach Werbach und weiter auf dem erst kürzlich fertigestellten, über die Landesgrenze nach Bayern führenden Radweg nach
Böttigheim und weiter nach Neubrunn. Bemerkenswert an diesem Streckenabschnitt ist die mangelhafte und teilweise unsinnige Wegweisung. So fehlt bei der derzeitigen
Umleitung am Kreisel der K2815 ein Hinweis, wie Radfahrende das Einkaufszentrum an der Pestalozzistraße erreichen können. An der Tauberbrücke zwischen Hochhausen und Werbach ist der Radweg unvermittelt blockiert und zwingt so die Pedalierenden auf den Grünstreifen. In Werbach fehlt gänzlich eine Wegweisung auf den neuen Radweg nach Böttigheim und dort wird der Radverkehr nach Neubrunn unsinnigerweise als Umweg über die vielbefahrene Frankenlandstraße (K2819) geführt. Auch in Neubrunn hält man vergeblich Ausschau nach einer Wegweisung zum Radweg ins Kembachtal Richtung Wertheim.

Schwierige Trassenfindung

Am Ortsausgang von Neubrunn wurden die Radfahrenden von Stephanie Kümpers, der Vorsitzenden der BUND Ortsgruppe Wertheim erwartet. Mit ihr ging die Fahrt weiter
durchs landschaftlich reizvolle Kembachtal. Hier wurde zwischen Kembach und Dietenhan in jüngster Vergangenheit ein großzügig ausgebauter, als Radweg gekennzeichneter
Wirtschaftsweg angelegt. Ab Ortseingang Dietenhan müssen sich die Radfahrenden dann wieder mit dem motorisierten Verkehr die K2878 teilen. Stephanie Kümpers erläuterte die schwierige Planung der Trasse für die hier geplante Lückenschließung im Radwegenetz. Die Belange des Naturschutzes, in unmittelbarer Nähe des vom Biber bewohnten Kembachs, die Interessen der Anwohner, die hier ihre Gärten bewirtschaften, und die Interessen von Rad- und Autoverkehr müssen hier abgewogen werden. Eine
Informationsveranstaltung der Stadt Wertheim für den Urpharer Ortschaftsrat wird in Kürze erwartet.

Qualitätsmix entlang des Mains

In Urphar konnten die Teilnehmer noch kopfschüttelnd die Wegweisung für den Radverkehr durch das Wartehäuschen an der Bushaltestelle bewundern, dann ging es
vom Kembachtal ins Maintal. Der Mainradweg führte die kommunalpolitisch Interessierten nun Richtung Wertheim, zunächst über eine durch Baumwurzeln verursachte Buckelpiste. Entlang der Mainschleife ist der Radweg lediglich zwei Meter breit – viel zu schmal für eine touristisch so stark frequentierte Route im Zwei-Richtungs-Verkehr, die überdies auch noch vom Fußverkehr genutzt wird. Vom Stadtteil Eichel bis zur Kernstadt Wertheim verläuft der Weg im Mischverkehr (Rad und Fuß) entlang der vielbefahrenen Würzburger Straße (L2310), zunächst über eine holprige Pfasterstrecke, dann über eine erfreulich glatte Asphaltdecke auf dem jüngst verbreiterten Rad-/Fußweg. Auf Höhe des Mainvorplatzes der Wertheimer Altstadt endet die Fahrt der Radgruppe unerwartet, so wie die vieler Radtouristen, da die Weiterfahrt über die Odenwaldbrücke untersagt ist. Nicht ganz legal fuhren alle die kurze steile Rampe zum Parkplatz Mainspitze hinab, wo schon eine Gruppe Radfahrer und Radfahrerinnen auf die Ankömmlinge wartete, um den Rest der Tour gemeinsam unter die Reifen zu nehmen.

Große Pläne

An der Mündung der Tauber in den Main (Mainspitze) berichtete der Wertheimer Radaktivist Falk Braunschweig über die bereits im OB-Wahlkampf 2019 angeregte Idee
des damaligen Kandidaten und jetzigen Oberbürgermeisters der Großen Kreisstadt Wertheim, Markus Herrera Torrez, einer „Rückgabe der Flussufer an die Bürger“.
Inzwischen wurden von einem Planungsbüro erste Gestaltungsideen für den erweiterten Bereich von Bahnhof und Mainspitze den Bürgern vorgestellt. Diese sehen eine
Verlagerung der Parkplätze von der Mainspitze auf das Bahngelände links der Tauber vor, eine Renaturierung der ufernahen Flächen mit Freizeiteinrichtungen und eine Anbindung von Bahnhof und Parkplätzen an die Altstadt mit einer Brücke über die Tauber für den Rad/Fußverkehr. Die Teilnehmer der Info-Tour diskutierten lebhaft verschiedene Varianten dieser Vorschläge und waren sich einig, das ein so großes Projekt nur mit massiver Förderung durch das Land realisiert werden kann, z. B. im Rahmen einer Landesgartenschau.

Ein Kleinod lieb und teuer

Von der Mainspitze folgte die Gruppe der für Radfahrende unangenehme Route über die Tauberbrücke mit Ampelanlage und Bahnschranke, und durch die enge Hämmelsgasse, stets in der Mischung mit dem Autoverkehr. Entspannt ging es dann ab der zweiten Bahnschranke auf Höhe des Rathauses über den Taubertalradweg nach Bronnbach, wo sich noch die Wertheimer Stadträtin Birgit Väth der Gruppe anschloss. Über die Geschichte des Klosters Bronnbach als „Nicht-Pflicht-Aufgabe“ des Main-Tauber Kreises berichtete hier der langjährige Kreistagsabgeordnete der Grünen Rainer Moritz, der die gesamte Strecke von Bad Mergentheim mit dem Rad bewältigt hatte. An Hand des Bronzemodells der Klosteranlage erläuterte er die verschiedenen Gebäude, die in Kreisregie saniert und einer in heutiger Zeit sinnvollen Nutzung zugeführt wurden. Den
Teilnehmern wurde klar, dass die weitere Sanierung des Klosters eine Generationenaufgabe ist, die in Zeiten knapper Kassen keine schnellen Erfolge erwarten lässt. Überdies
gebe es im Südkreis eine Skepsis gebenüber weiteren Investitionen und eine Erwartung größeren Engagements seitens der Stadt Wertheim, so der grüne Kreisrat.
Da die Temperatur mittlerweile ein hochsommerliches Niveau erreicht hatte, strebten einige Teilnehmer den Schatten der Klosterkiche an, andere eilten zur nahen Gaststätte
und für die Teilnehmer aus dem Südkreis war es an der Zeit, die letze gesicherte Zugverbindung nach Bad Mergentheim zu erreichen. Die Verbliebenen konnten sodann im
Klostergarten die Wasser- und Energievorräte aufüllen und die gewonnenen Eindrücke diskutieren.

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